Pressemitteilung des Bayerischen HandwerkstagesChancen im Handwerk aufzeigen
Semper: "Nachwuchswerbung auf Realschüler fokussieren"
26. Oktober 2012
"Eine große Herausforderung für das bayerische Handwerk besteht darin, möglichst viele der von uns ausgebildeten Fachkräfte auch im Handwerk zu halten. Wir bilden rund ein Drittel aller Auszubildenden in Bayern aus, stellen aber 'nur' gut zehn Prozent der Beschäftigten. Diese Zahlen belegen, dass es keinen Fachkräftemangel im bayerischen Handwerk gäbe, wenn alle, die eine Lehre in unseren Betrieben absolviert haben, dort später auch bleiben würden", betonte der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Handwerkstages (BHT), Dr. Lothar Semper, anlässlich der Mitgliederversammlung in Augsburg.
Um mehr Fachkräfte im Handwerk zu halten, sei es wichtig, ihnen zusätzliche Chancen aufzuzeigen. So können Gesellen mit Berufspraxis sowie Meister beispielsweise an der Hochschule studieren. Ebenso müsse das Image des Handwerks als moderner Wirtschaftsbereich weiter verbessert werden, so der Hauptgeschäftsführer. Mit der bundesweiten Imagekampagne sei man dabei auf einem guten Weg. Laut einer Forsa-Umfrage nehmen vor allem Jugendlichen das Handwerk seit Beginn der Kampagne immer positiver wahr.
Um die Jugendlichen im Freistaat wirbt das bayerische Handwerk bereits seit fünf Jahren zusätzlich mit der Kampagne "Macher gesucht!" Am 20. Oktober fand in den Fernsehstudios des Bayerischen Rundfunks in Unterföhring das Supermacherfinale statt. Semper: "Unter den 13 Finalisten waren wieder viele Talente, die wir gerne im Handwerk sehen würden. 'Macher gesucht!' wird auch 2013 fortgesetzt. Das hat der Bayerische Handwerkstag gestern beschlossen." Eine 45-minütige Zusammenfassung des Finales wird am 24. November um 16 Uhr im Bayerischen Fernsehen gesendet.
Bis Ende September 2012 konnten knapp 27.000 Ausbildungsplätze im bayerischen Handwerk neu besetzt werden. Das waren 1,9 Prozent bzw. gut 500 Lehrverträge weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. "Im vergangenen Jahr hatten wir in Bayern eine Sondersituation: durch den doppelten Abiturientenjahrgang und die Aussetzung der Wehrpflicht drängten mehr Jugendliche auf den Ausbildungsmarkt. Vor diesem Hintergrund müssen wir mit der bisherigen Bilanz zufrieden sein", erklärte der Hauptgeschäftsführer.
Semper zeigte sich erfreut darüber, dass die Mittelschule in Bayern bei Schülern und Eltern schnell an Akzeptanz gewonnen hat. Das zeigt sich vor allem bei den Schülerzahlen: laut bayerischem Kultusministerium besuchen gegenwärtig 4.000 Schülerinnen und Schüler mehr als erwartet diese Schulform. "Allerdings hat diese Erfolgsgeschichte auch Nachteile für das Handwerk. Der Anteil der Absolventen mit mittlerem Schulabschluss ist von 23,4 Prozent im Jahr 2008 auf zuletzt 26,5 Prozent gestiegen. Der Trend zum höheren Schulabschluss hält also an. In der Folge wird das Potenzial derer, die mit einem normalen oder einem qualifizierten Abschluss der Mittelschule eine Handwerkslehre beginnen – aktuell sind das rund zwei Drittel – immer kleiner", sagte der Hauptgeschäftsführer.
Semper kündigte an, dass sich das bayerische Handwerk künftig noch stärker um Schülerinnen und Schüler mit Mittlerer Reife bemühen werde. Aktuell liegt der Anteil an Lehrlingen mit diesem Schulabschluss im bayerischen Handwerk bei rund 27 Prozent. Gemeinsam mit dem Bayerischen Realschullehrerverband haben die Handwerkskammern im Freistaat eine modulare Fortbildungsreihe zur Schulung von Lehrkräften und Multiplikatoren entwickelt. Dort werden neben Berufsinformationen u.a. auch die Anforderungen der Handwerksberufe und der Betriebe dargelegt. Der Hauptgeschäftsführer: "Bislang stößt unser Konzept bei den Lehrkräften auf großen Anklang."