Pressemitteilung des Bayerischen HandwerkstagesFachkräfteversorgung bedroht
Semper: "Mit einer Handwerkslehre bis an die Hochschule"
23. Oktober 2014
"Im Vergleich zu Südeuropa leben wir in Deutschland auf der Insel der Glückseligen: dort droht angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit eine ganze Generation verloren zu gehen. Hierzulande ist die Lage aufgrund des dualen Systems der beruflichen Bildung vergleichsweise günstig, da es junge Menschen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt hervorragend unterstützt", betonte Dr. Lothar Semper, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Handwerkstages (BHT), vor der Presse in Schweinfurt. Bis zum 30. September konnten im bayerischen Handwerk knapp 25.900 Ausbildungsplätze neu besetzt werden. Das waren 1,4 Prozent bzw. 350 Lehrverträge weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.
"In Deutschland stehen wir allerdings anderen Problemen gegenüber. Durch den demographischen Wandel und den um sich greifenden Akademisierungswahn, drohen nicht nur dem Handwerk Engpässe bei der Fachkräfteversorgung. Ebenso hält der Trend zum höheren Schulabschluss an. Das führt dazu, dass der Anteil von Haupt- und Mittelschülern, die eine Ausbildung im Handwerk beginnen, langsam schrumpft", so Semper weiter. Zwar steigt gleichzeitig die Zahl der Lehrlinge mit Realschulabschluss. Doch die Mittelschüler bilden mit einem Anteil von über 60 Prozent an den Auszubilden die mit Abstand größte und wichtigste Lehrlingsgruppe im Handwerk.
Die Schere zwischen unbesetzten Lehrstellen und unversorgten Bewerbern klafft immer weiter auseinander: nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit standen zuletzt in Bayern für knapp 10.500 unversorgte Bewerber noch gut 24.800 unbesetzte Lehrstellen zur Verfügung. Im bayerischen Handwerk werden in diesem Jahr ca. 4.000 Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Das sind etwa 14 Prozent des gesamten Angebots.
Semper regte an, Eltern und Jugendliche noch besser über die Karrierechancen mit einer Handwerksausbildung aufzuklären. Diese reichen bis zum Hochschulstudium. Der BHT-Hauptgeschäftsführer: "Andererseits müssen wir auch neue Zielgruppen für das Handwerk begeistern, wie etwa junge Flüchtlinge und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass die Jugendlichen, die eine Lehre im Handwerk begonnen haben, diese auch beenden und den Betrieben als Fachkräfte erhalten bleiben."
Neben der bundesweiten Imagekampagne wirbt das Handwerk in Bayern mit der Kampagne "Macher gesucht! XTREME" um Berufsnachwuchs. Eine 45-minütige Zusammenfassung der "Macher gesucht! XTREME Show", die am 18. Oktober in den Fernsehstudios des Bayerischen Rundfunks in Unterföhring stattfand, zeigt das Bayerische Fernsehen am 16. November um 16 Uhr. "Macher gesucht! XTREME" wird 2015 fortgesetzt.