Pressemitteilung der Handwerkskammer für München und OberbayernPolitik hemmt Entwicklungschancen
Traublinger: "Bundesrat soll Verweigerungshaltung aufgeben"
24. Januar 2013
"Trotz schwächelnder Gesamtwirtschaft startet das oberbayerische Handwerk relativ optimistisch ins neue Jahr", betont Handwerkskammerpräsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., bei der Vorstellung der Konjunkturzahlen für das 4. Quartal 2012. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet das Münchner und oberbayerische Handwerk mit einem leichten Umsatzplus von nominal einem Prozent auf 32,6 Mrd. Euro. Traublinger: "Das wäre erneut ein ordentliches Ergebnis. Es könnte durchaus mehr drin sein, wenn nicht politische Entscheidungen, etwa zur Energetischen Gebäudesanierung und zur kalten Progression, die Entwicklungschancen unseres Wirtschaftsbereichs hemmen würden. Der Bundesrat soll endlich die Rolle des Verweigerers ablegen und zum Entscheider werden!" Die Zahl der im Handwerk tätigen Personen dürfte sich kaum verändern und im Jahresdurchschnitt bei 279.500 (+ 0,3 Prozent) liegen.
88 Prozent der befragten Betriebe beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage im 4. Quartal 2012 als gut oder befriedigend. Damit hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr leicht abgekühlt. Damals gaben noch 91 Prozent eine positive Bewertung ab. Davon lassen sich die Betriebe aber offenbar nicht beeindrucken: bei der Beurteilung der Geschäftslage für die kommenden Monate sind sie optimistischer als noch vor einem Jahr: 85 Prozent der Befragten erwarten gute bzw. zufriedenstellende Geschäfte. Das ist ein Plus von zwei Punkten. Die Kapazitäten der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk waren im 4. Quartal 2012 zu 81 Prozent ausgelastet. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Auslastungsgrad damit um einen Prozentpunkt. 76 Prozent der Handwerksbetriebe verzeichneten im 4. Quartal 2012 eine steigende oder gleichbleibende Auftragsentwicklung. Damit bewegt man sich quasi auf Vorjahresniveau. Dagegen haben sich die Orderreserven leicht erhöht. Zuletzt reichte der Auftragsbestand noch für 6,1 Wochen (gegenüber 5,9 Wochen im 4. Quartal 2011).
Mit 78 Prozent meldeten Ende 2012 fast ebenso viele Handwerksbetriebe wie vor Jahresfrist gestiegene bzw. unveränderte Umsätze gegenüber dem Vorquartal. Die Entwicklung zwischen den Branchen verlief jedoch höchst unterschiedlich: während im Bauhauptgewerbe und im Handwerk für gewerblichen Bedarf deutlich mehr Betriebe über Umsatzeinbußen klagten, meldeten im Lebensmittelhandwerk 47 Prozent steigende Umsätze (4. Quartal 2011: 34 Prozent). Insgesamt wird für das
4. Quartal 2012 mit einem nominalen Umsatzrückgang von vier Prozent gerechnet. Diese Zahl muss jedoch im Hinblick auf ein wirtschaftlich außerordentlich erfolgreiches Jahr 2011 und unter Berücksichtigung von zwei fehlenden Arbeitstagen im Berichtsquartal entsprechend eingeordnet werden. Für das Gesamtjahr 2012 dürfte das Umsatzminus bei nominal drei Prozent liegen. "Das liegt daran, dass mit dem Kfz-Gewerbe und dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf zuletzt wichtige Bereiche schwächelten. Trotzdem wurde im vergangenen Jahr das nach 2011 zweitbeste Umsatzergebnis seit Beginn unserer statistischen Auswertung erreicht", berichtet der Kammerpräsident.
Im Münchner und oberbayerischen Handwerk waren im 4.Quartal 2012 insgesamt 276.000 Personen tätig. Der Wert liegt damit in etwa auf Vorjahresniveau. Nach eigenen Angaben stellten elf Prozent der Betriebe zusätzliches Personal ein, 76 Prozent behielten ihren Mitarbeiterstamm, 13 Prozent trennten sich von Personal. Im Jahresdurchschnitt stieg die Zahl der Beschäftigten in den oberbayerischen Handwerksbetrieben um etwa ein halbes Prozent. Nachdem die Investitionstätigkeit zur Jahresmitte ins Stocken geraten war, gaben die Betriebe im 4. Quartal 2012 wieder deutlich mehr Geld für Ausrüstungsgüter und Bauten aus. Insgesamt betrug die Investitionssumme 255 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um sechs Prozent. Das niedrige Zinsniveau und die geringen Restriktionen bei der Kreditvergabe veranlassten 39 Prozent der Betriebe zu Investitionen. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahresvergleich. Im Gesamtjahr 2012 wurden 2,2 Prozent mehr investiert als 2011. Die Zahl der Handwerksbetriebe lag zum 31.12.2012 bei knapp 78.500. Das entspricht -wie auch im Gesamtjahr – einem Zuwachs von 1,8 Prozent.
Traublinger kritisiert, dass die positive Stimmung im Handwerk von politischen Entscheidungen getrübt wird, "die unsere Betriebe zwar maßgeblich betreffen, die sie aber nicht beeinflussen können." Als Beispiele nennt er neben der Energiewende auch die Rechtsunsicherheit bei Betriebsübergaben. "Wenn der Gesetzgeber aufgrund des Bundesverfassungsgerichtsurteils zum Erbschaftsteuerrecht ein rückwirkendes Gesetz beschließen würde, könnte der Fiskus die vorläufigen Steuerfestsetzungen zu Ungunsten der Betriebe ändern. Wir fordern daher eine eindeutige Erklärung, dass eine nachträgliche Aufhebung oder Änderung bei bereits veranlagten Erbschaftsteuer- bzw. Schenkungsfällen zu Ungunsten der Steuerpflichtigen nicht kommen wird", betont der Kammerpräsident. Zum Bau des zweiten S-Bahn-Stammstrecken-Tunnels sagt Traublinger: "Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass man dieses Fass immer wieder neu aufmacht und den Bau in Frage stellt. Wir brauchen den Tunnel. Schließlich wird das S-Bahn-System schon heute mit einer Auslastung weit über die Kapazitätsgrenzen hinaus betrieben."