Pressemitteilung der Handwerkskammer für München und OberbayernSchlagbauer besuchte Handwerksbetrieb
"Die Stadt muss Betriebe unterstützen, die Flüchtlinge ausbilden"
7. November 2014
"Jeder weiß, wie schwierig es ist, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, wenn man die Sitten und Gebräuche nicht kennt und die Sprache noch nicht versteht. Neben einer intensiven Betreuung kann vor allem die Aufnahme einer Beschäftigung die Eingewöhnung erleichtern. Die Handwerkskammer für München und Oberbayern möchte daher vor allem jungen, unbegleiteten Flüchtlingen helfen, Ausbildungs- oder Praktikumsplätze im Handwerk zu finden", erklärte Handwerkskammerpräsident Georg Schlagbauer beim Besuch der Heizung-Obermeier GmbH in München. Der SHK-Meisterbetrieb bildet u.a. zwei Flüchtlinge aus Afghanistan aus.
Um junge Flüchtlinge für das Handwerk zu gewinnen und Ausbildungsbetriebe für diese zu finden, beschäftigt die Handwerkskammer mit Unterstützung des Bayerischen Arbeitsministeriums seit gut zwei Monaten einen Akquisiteur. "Dies reicht jedoch nicht, um die jungen Leute auch zum erfolgreichen Berufsabschluss zu führen", sagte Schlagbauer, "die Jugendlichen und auch die Betriebe brauchen zusätzliche Unterstützung. Hier muss die Stadt helfen." Der Kammerpräsident hat in seiner Funktion als Stadtrat deshalb kürzlich mehrere Anträge in den Stadtrat eingebracht. Flüchtlinge, die jünger als 25 Jahre sind, sollen während der gesamten Zeit ihrer handwerklichen Lehre bzw. ihres Praktikums von geeigneten Personen fachlich und sozialpädagogisch betreut werden. Schlagbauer: "Unseren von der Struktur her eher kleinen Betrieben wäre damit enorm geholfen. Die entsprechenden Mittel dafür könnten aus Umschichtungen im Bereich des Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms (MBQ) kommen."
Ein Ausbildungs- oder Praktikumsplatz alleine gewährleistet allerdings noch keine erfolgreiche Integration. Deshalb hat Schlagbauer außerdem beantragt, durch weitere Umschichtungen im Bereich des MBQ Mittel zur Freizeitgestaltung in den Bereichen Sport und Kultur zur Verfügung zu stellen. "Dadurch könnten die Jugendlichen Freunde finden, die für eine dauerhafte Integration notwendig sind und zudem von den Erfahrungen und Kontakten der übrigen Vereinsmitglieder profitieren. Die Stadt könnte Mitgliedsbeiträge von Sportvereinen, der Volkshochschule und ähnlichen Einrichtungen übernehmen und einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe der jungen Flüchtlinge leisten", betonte der Kammerpräsident.
Schlagbauer fordert aber auch mehr Einsatz für Jugendliche, deren Ausbildungsabschluss gefährdet ist. "Angesichts der Vielzahl an offenen Lehrstellen - im oberbayerischen Handwerk rechnen wir in diesem Jahr mit etwa 1.700, die nicht besetzt werden konnten - ist jeder Ausbildungsabbruch einer zu viel", so der Kammerpräsident. Oftmals geben gerade Handwerksmeisterinnen und -meister Jugendlichen eine Chance, die zu Beginn der Lehre noch gewisse Defizite bei Leistungsvermögen und Sozialverhalten aufweisen. Schlagbauer: "Natürlich sind diese Lehrverhältnisse auch mit einem erhöhten Abbruchrisiko behaftet. Daher sollten diese Jugendlichen idealerweise von Beginn ihrer Berufsausbildung an unterstützt werden."
Ebenso fordert der Kammerpräsident, dafür zu sorgen, dass die Zahl der Jugendlichen, die ohne Abschluss die Schule verlassen, schneller nach unten geht. "Dann ersparen wir uns auch, diese später mit aufwändigen Qualifizierungsmaßnahmen zur Ausbildungsreife zu führen", betonte Schlagbauer. Die finanziellen Mittel für fachliche und sozialpädagogische Hilfsmaßnahmen könnten ebenfalls aus MBQ-Umschichtungen kommen.