Pressemitteilung der Handwerkskammer für München und OberbayernVerhaltener Jahresauftakt
Traublinger: "Betriebe bleiben trotzdem optimistisch"
3. Mai 2013
"Der lange Winter hat den oberbayerischen Handwerksbetrieben den Jahresauftakt erschwert", betonte Handwerkskammerpräsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., bei der Vorstellung der Konjunkturzahlen für das 1. Quartal 2013. Vor allem das Bau- und das Ausbaugewerbe im Kammerbezirk wurden von Schneefall und frostigen Temperaturen ausgebremst. Dass es trotz dieser "Winterdelle" aber kaum Grund zum Jammern gibt, zeigen die Erwartungen der oberbayerischen Betriebsinhaber: 89 Prozent erwarten in nächster Zeit eine gute oder befriedigende Geschäftsentwicklung. Das sind fast so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres (90 Prozent).
In den ersten drei Monaten dieses Jahres lag der Geschäftslageindex im oberbayerischen Handwerk wie schon im Vorquartal etwas unter dem hohen Vorjahresniveau. 82 Prozent der Handwerksbetriebe beurteilten die Geschäftslage als gut oder befriedigend. Vor 12 Monaten gaben noch 85 Prozent eine entsprechende Bewertung ab. Im Durchschnitt aller Branchen waren die Betriebskapazitäten im Berichtszeitraum zu 73 Prozent ausgelastet. Damit sank der Auslastungsgrad binnen Jahresfrist um zwei Punkte. Etwas deutlicher reduzierte sich der Anteil der voll ausgelasteten Betriebe: während vor 12 Monaten noch 26 Prozent der Betriebe zu 100 Prozent ausgelastet waren, stießen in der Berichtsperiode nur noch 20 Prozent an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Rückgang traf wegen des Frostwetters vor allem die Bau-und Ausbaubranche. Die durchschnittliche Auftragsreichweite im oberbayerischen Handwerk betrug Ende März 7,5 Wochen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Reserven damit um 0,6 Wochen.
Im 1. Quartal 2013 erwirtschafteten die von der amtlichen Statistik erfassten Handwerksunternehmen im Kammerbezirk einen Umsatz von rund 6,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von nominal vier Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Umsatzeinbußen resultierten zum großen Teil aus der schwachen Nachfrage im Kfz-Gewerbe und im Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Neben den konjunkturellen Komponenten wirkten sich auch die schlechte Witterung und zwei fehlende Arbeitstage negativ aus. Im Berichtszeitraum haben 30 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Investitionen getätigt. Obwohl das Finanzierungsklima durch die relativ niedrigen Zinsen günstig war, sank die Investitionsbereitschaft innerhalb eines Jahres um vier Prozentpunkte. Im gleichen Zeitraum stiegen aber die Ausgaben für Investitionsprojekte um 2,4 Prozent auf 210 Millionen Euro. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Betriebe vor allem in kostenintensive Baumaßnahmen investierten. Ende März waren im oberbayerischen Handwerk 276.000 Personen tätig. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 0,3 Prozent. Wegen des hohen Auftragsbestands und des anhaltenden Fachkräftemangels verzichteten die meisten Betriebe auf die saisonüblichen Entlassungen. 77 Prozent gelang es, die Belegschaft während der Wintermonate zu halten. Zehn Prozent stellten sogar neue Mitarbeiter ein. Mit nur 13 Prozent reduzierten vergleichsweise wenige Betriebe ihren Personalstand. Die Zahl der Handwerksbetriebe lag Ende März bei über 77.800. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Zuwachs von 1,7 Prozent.
Im September 2012 hat die Handwerkskammer ein Modellprojekt gestartet, mit dem spanische Handwerker für oberbayerische Betriebe gewonnen werden sollen. Bislang gingen über 300 qualitativ gute Bewerbungen bei der Kammer ein. Zehn Fachkräfte wurden bisher als Elektroniker, Bäcker, Schreiner, Maurer, Metallbauer, Anlagenmechaniker SHK und Parkettleger vermittelt. "Das Besondere an unserem Projekt ist, dass wir uns nicht nur auf die Vermittlung der Fachkräfte beschränken, sondern gleich ein ganzes Willkommenspaket schnüren. Wir unterstützen bei der Wohnungssuche, vermitteln Sprachkurse, sorgen für eine sozialpädagogische Begleitung und organisieren berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahmen. Das zeigt, dass unser Projekt längerfristig ausgerichtet ist", berichtete Traublinger.
Abschließend sprach der Kammerpräsident noch über den Wirtschaftsverkehr in München. Die Probleme der Betriebe in diesem Zusammenhang sind nicht alleine Schuld der Stadt: nach einer Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hatte das Verwaltungsgericht München die Landeshauptstadt angewiesen, ihre Anstrengungen zur Einhaltung der EU-Grenzwerte bei Feinstaub und Stickstoffdioxid zu verstärken. Traublinger: "Die Münchner Wirtschaft spricht sich nachdrücklich dagegen aus und warnt vor den Folgen, die z.B. eine Ausweitung der Umweltzone auf den Mittleren Ring für die Unternehmen haben würde. Wir fordern, dass alle Verursacher entsprechend ihres Beitrags an der Schadstoffbelastung beteiligt werden müssen – nicht nur der Wirtschaftsverkehr." Die Münchener Wirtschaft hat in den letzten Jahren einen großen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität erbracht. Auch deswegen konnte 2012 erstmals der EU-Feinstaubgrenzwert eingehalten werden. Anders sieht es beim Stickstoffdioxid aus, bei dem der Autoverkehr in erheblichem Umfang zur Überschreitung des EU-Grenzwertes beiträgt. "Diesen hält jedoch keine einzige deutsche – und wohl auch keine einzige europäische – Großstadt ein. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die EU einen realitätsfernen Grenzwert festgesetzt hat. Dies muss korrigiert werden", forderte der Kammerpräsident.